Wenn Mama oder Papa psychisch erkranken

KJF Erziehungsberater Artur Geis gibt Tipps für das Wohl von Kindern psychisch kranker Eltern
Symbolbild: Wenn Eltern psychisch erkranken, verändert sich das Familienleben oft tiefgreifend – mit weitreichenden Belastungen für das Kind. Foto: Adobe Stock
14. Oktober 2025

Paulas Papa möchte seine Tochter pünklich vom Kindergarten abholen, sorglos mit ihr toben und kindliche Wutanfälle geduldig begleiten. Aber seine Depression macht den ohnehin oft herausfordernden Alltag mit Kleinkind manchmal gar unmöglich. Wenn ein Elternteil psychisch erkrankt, verändert sich das Familienleben oft tiefgreifend mit weitreichenden Belastungen für das Kind. Es spürt die Veränderungen und Unsicherheiten – doch je nach Alter versteht das Kind oft nicht, warum es dazu kommt und wie es die Geschehnisse einordnen muss.

Für Eltern mit psychischen Erkrankungen ist eine verlässliche Eltern-Kind-Bindung oft nur eingeschränkt möglich. Auch der andere Elternteil kann das nicht immer ausgleichen. Viele Kinder entwickeln Schuldgefühle und Ängste oder übernehmen Aufgaben der Erwachsenen. Vielfach fühlen sie sich auch für das psychische Wohl der Eltern verantwortlich (Parentifizierung).

Wie können Eltern, Großeltern und Freund*innen der Familie betroffene Kinder stärken und ihnen Sicherheit geben? „Grundsätzlich hilft, wenn soziale Beziehungen zu wichtigen Vertrauenspersonen sowie Hobbys, Abläufe und Routinen aufrecht erhalten werden. Diese geben Sicherheit und stärken die Resilienz“, rät Artur Geis von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Günzburg der KJF Soziale Angebote Nordschwaben.

So kann das soziale Umfeld Kinder von psychisch kranken Eltern unterstützen:

  • Tabus brechen: Oft schotten sich betroffene Familien nach außen ab. Wenn die Krankheit tabuisiert wird, kann sich das Kind isoliert fühlen. Es kann Sorgen mit niemandem teilen. Eltern, aber auch Großeltern oder Freunde der Familie helfen betroffenen Kindern, indem sie mit ihnen über die Erkrankung sprechen und ihnen Raum zu geben, ihre Sorgen, Fragen und Unsicherheiten zu teilen. Sich nicht allein damit zu fühlen, kindgerecht aufgeklärt zu werden oder auch einfach darüber reden zu können, ist unglaublich wertvoll für Kinder.
  • Kindgerecht aufklären: Eine altersentsprechende Aufklärung wirkt der Entwicklung von Schuldgefühlen entgegen. Hilfreich sind hierfür Kinderfachbücher zum Thema, die Kindern vermitteln, dass es sich bei der elterlichen Symptomatik um eine Erkrankung handelt, für die weder Kinder noch Erwachsene Schuld tragen. Auch ein Vergleich mit körperlichen Erkrankungen, die auch schon kleine Kinder kennen, kann hilfreich sein.
  • Professionelle Hilfe nutzen: Lange Zeit wurden Kinder psychisch kranker Eltern von der Fachwelt übersehen und nicht einbezogen. Um Langzeitfolgen zu minimieren, ist es wichtig, dass betroffene Kinder Hilfe erhalten – bereits bevor sie auffällig werden oder sogar eine kinderpsychiatrische Behandlung notwendig ist. Professionelle Hilfe, kostenfrei und unkompliziert, erhalten Familien über die KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung, zum Beispiel in Form von Einzelberatung oder Gruppenangeboten. Über Schulungsangebote und Seminare für Kindertagesstätten, Schulen und andere Einrichtungen leisten die KJF Beratungsstellen außerdem Präventions- und Aufklärungsarbeit.

Unterstützung in Ihrer Nähe
An über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberaterinnen und -berater der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.

Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg
Im Regierungsbezirk Schwaben bietet die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) fast flächendeckend Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen an. Auch im angrenzenden Bezirk Oberbayern sind die Beraterinnen und Berater im Landkreis Weilheim-Schongau präsent. Aktuell sind die Fachberaterinnen und -berater der KJF Augsburg jährlich mit rund 18.000 Personen im direkten Beratungskontakt.
Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.