Spitzen-Medizin und menschliche Geborgenheit

Neues Familienzimmer bietet Eltern einen Rückzugsraum
Gruppenbild mit ( von links) Bernhard und Sabine Fortner (Schreinerei Fortner), Oberarzt Dr. Florian Wild (Kinderklinik Neuburg), Ralph Lederer (Möbelhof), Stillberaterin Ulrike Völker, Oberärztin Dr. Sabine Schmid (Frauenklinik Ingolstadt), Greta Wenz, Michaela Wenz (Flohmarktteam Etting) und stv. Stationsleitung Manuela Rösle. Foto: KJF/Thomas Bauch
10. November 2017

Das Baby ist da – aber zu früh, sehr klein oder sehr krank. Eltern erleben in dieser Situation extreme Schwankungen zwischen Angst und Begeisterung, überschäumendem Glück und großer Sorge. In den Wochen und Monaten, in denen das Baby in der Frühgeborenen-Intensivstation behandelt wird, sind viele Eltern täglich über viele Stunden im Krankenhaus. Als Rückzugsort für sie dient das neue Elternzimmer am Klinikum Ingolstadt auf der Frühgeborenenstation, das ansprechend wohnlich ausgestattet ist und so gar nicht nach Krankenhaus aussehen soll – es bietet ein Stück Normalität und Alltag in dem Gefühlschaos. Und es ist sehr wichtig – erst Recht, wenn es in der Familie Geschwisterkinder gibt. Auch Gespräche mit den Ärzten und Pflegekräften der Station können dort in angenehmerer Atmosphäre stattfinden. Es gibt die Möglichkeit, sich einen Kaffee zu machen oder eine Kleinigkeit zu essen – so können die Angehörigen nahe bei ihrem Kind sein und dennoch einfach ein paar Minuten ausspannen vom Krankenzimmer.

„Im Mittelpunkt der Behandlung steht nicht das kranke Neugeborene alleine, sondern die ganze junge Familie. Die Eltern werden in der Sorge um ihr Kind aufgefangen und in der Betreuung des Kindes angeleitet“, erklärt leitender Oberarzt Dr. Florian Wild von den Kliniken St. Elisabeth Neuburg, zu denen die Frühgeborenenstation in Ingolstadt gehört. „Möglichst viele Aufgaben in der Pflege sollen von den Eltern bald auch bei sehr unreifen, kleinen Kindern übernommen werden. Durch diese sogenannte familienzentrierte Pflege von Frühgeborenen bessert sich die Entwicklung der kleinen Kinder deutlich.“

Da im Umbau-Budget die Ausstattung für das Familienzimmer nicht vorgesehen war, haben die Schwestern der Abteilung, insbesondere die stellvertretende Stationsleitung Manuela Rösler, Sponsoren gesucht. Unser herzlicher Dank für die Ausstattung gilt:

•    Stiftung für Neuburger für handgearbeitete Möbel (2.500 €)
•    Schreinerei Bernhard Fortner aus Neuburg für handgearbeitete Möbel (2000 €)
•    Möbel Gruber aus Gaimersheim für Geschirr und Besteck (207,88 €)
•    Möbelhof Ingolstadt für Dekoartikel und Geschirr (50 €)
•    Flohmarktteam aus Etting für Spielsachen (50 €)

Deutschlandweit werden im Jahr über 60.000 Kinder mehr als drei Wochen vor dem üblichen Ende der Schwangerschaft geboren und gelten damit als Frühgeborene. Etwa jedes zehnte Neugeborene ist ein Frühchen, und diese sind die größte Kinderpatientengruppe Deutschlands. Zusammen mit der Frauenklinik im Klinikum Ingolstadt bildet die Klinik für Kinder und Jugendliche der Kliniken St. Elisabeth Neuburg a. d. Donau mit ihrer Außenstelle Ingolstadt eines der großen bayerischen Perinatalzentren, die die Anforderungen der höchsten Versorgungstufe (Level I) erfüllen. Daher können dort alle relevanten Krankheiten der Schwangerschaft und der Früh- und Neugeborenen untersucht und behandelt werden. Gerade die Betreuung von Risiko-Schwangerschaften und die Behandlung kranker Neugeborener erfordern spezialisierte Kenntnisse, Fähigkeiten und Ausrüstung, die es nicht an jedem Krankenhaus geben kann und die an einem solchen Perinatalzentrum auch für die gesamte Region vorgehalten werden. Zudem bietet das Perinatalzentrum für die gesunde Schwangere und das gesunde Neugeborene eine hohe Sicherheit im Hintergrund, falls es zu unvorhersehbaren Problemen kommen sollte.

Seit dem 1.6.2017 gehören die Kliniken St. Elisabeth zur KJF Augsburg, einem großen Sozialunternehmen in Südbayern. Dort gab es schon zuvor am Josefinum in Augsburg ebenfalls ein Perinatalzentrum Level I und damit das fachliche Wissen, die nötigen Spezialisten und Geräte für diese Aufgabe. Die Kliniken St. Elisabeth sind gemeinsam mit dem Josefinum nun Teil eines Netzwerks, das rund 7.000 Neugeborene pro Jahr kinderärztlich versorgt. Zu diesem Netzwerk mit rund 2.500 Beschäftigen alleine im Gebiet der Medizin gehören auch Kinder- und Jugendpsychiatrische Kliniken an fünf Standorten sowie drei Rehabilitationskliniken, bei denen die Behandlung chronischer Krankheiten im Vordergrund steht.