KJF Erziehungsberaterin: Wie Eltern Talente ihres Kindes erkennen und fördern

KJF Erziehungsberaterin gibt Tipps, wie Eltern Talente ihres Kindes erkennen und fördern können.
Kind an der Staffelei
Ist ein Kind zum Beispiel künstlerisch begabt, können Eltern dieses Talent gezielt mit Anregungen fördern, so die KJF Erziehungsberaterin. Foto: KJF Augsburg / Carolin Jacklin
20. September 2022

Augsburg. „Viele Erwachsene meinen, Kinder seien wie ein weißes Blatt, das erst gefüllt oder gar gefaltet werden müsste. Dabei bringen Babys bereits ganz viel mit, wenn sie auf die Welt kommen“, sagt Antje Werner von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung. Vor allem sind Kinder eines von Natur aus: neugierig, wissbegierig und lernwillig. Und Kinder erforschen die Welt aus einem ganz natürlichen inneren Antrieb heraus. Das merken Eltern zum Beispiel dann, wenn sie mit ihrem Kleinkind, das vielleicht gerade erst laufen gelernt hat, einen Spaziergang machen: Das Kind widmet sich voller Hingabe gefühlt jeder Zaunlatte oder einem Gänseblümchen auf dem Weg.

„Den Kindern den Raum zu geben, die Welt zu erforschen, das ist vielleicht die große Kunst beim Thema Fördern“, sagt Antje Werner. Eltern sollten genau beobachten, was das Kind kann und was es braucht. „Dann kann auch manchmal das Weglassen die richtige Förderung sein. Nämlich, wenn ich spüre, dass ich die Hand des Kindes loslassen muss, damit es laufen kann.“ 

Die richtige Balance zu finden, zwischen richtiger Förderung und Überforderung, ist laut der KJF Erziehungsberaterin Antje Werner ein schmaler Grat. Denn schnell schlägt der Trend zur Förderung in Druck um. Und Druck lastet auf Eltern und Familien sowieso ein sehr großer, der durch die Corona-Pandemie noch einmal zusätzlich verstärkt wurde – vor allem im schulischen Bereich. 

Drei Tipps der KJF Erziehungsberaterin zum Thema „Talente bei Kindern erkennen und fördern“: 

-    In gutem Kontakt sein: Die erste und beste Förderung für jedes Kind ist, wenn die Eltern es aufmerksam beobachten: Wofür interessiert es sich, wozu fühlt es sich hingezogen? Das eine Kind bewegt sich total gerne, ist motorisch fit, klettert, balanciert, springt und hüpft. Ein anderes hört von klein auf sehr aufmerksam hin, wenn es Musik hört, wippt oder tanzt vielleicht mit. Genau in diesen Bereichen können Eltern ihren Kindern dann mehr Anregungen bieten (siehe nächster Tipp). Dabei geht es auch darum, die natürlichen Impulse des Kindes aufzugreifen. Ebenso kann das aber auch bedeuten, dass das Kind nach Kindergarten oder Schule am liebsten daheim in seinem Zimmer spielt, liest oder einfach im Sandkasten buddelt. „Heutzutage ist es Eltern ja fast schon peinlich, wenn sie sagen, dass ihr Kind kein Hobby hat, keinen Kurs oder Verein besucht“, so die Beobachtung der KJF Erziehungsberaterin. „Und auch Langeweile ist elementar wichtig, weil die Kinder gerade dann kreativ werden und anfangen, selber zu denken.“

-    Anregungen bieten: Haben Eltern herausgefunden, für was sich ihr Kind begeistert, können sie ihrem Nachwuchs in diesem Bereich gezielt mehr Anregungen anbieten. Ist ein Kind beispielsweise sehr am Malen interessiert, kann man ihm mehr oder verschiedene Stifte und Farben sowie unterschiedliche Papiere oder auch eine gute Zeichen-App auf dem Tablet anbieten. Weitere Ideen wären, einen Bildband aus der Bücherei auszuleihen oder eine Ausstellung zu besuchen. Wenn sich das Kind gerne bewegt und draußen ist, ist die Mitgliedschaft im Sportverein wohl geeigneter als ein Kurs in der Musikschule. 

-    Flexibel bleiben: In vielen Familien gibt es über kurz oder lang Streitigkeiten mit dem Nachwuchs, weil das Training im Sportverein oder der wöchentliche Musikunterricht nur noch widerwillig besucht werden. Laut Antje Werner gehört es zu einer gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen dazu, dass sie sich auch in verschiedenen Bereichen ausprobieren dürfen und dann sollten die Eltern auch nicht nur aus Prinzip darauf bestehen, dass die Mitgliedschaft in einem Verein jahrelang fortbestehen muss. Natürlich muss zu Beginn mit dem Nachwuchs besprochen werden, wie groß die Motivation ist und auch eventuell mit den Vereinen besprochen werden, ob zunächst eine zum Beispiel dreimonatige Probe-Mitgliedschaft möglich ist. Dass sich Eltern täglich mit dem Nachwuchs darüber streiten, dass noch auf dem Musikinstrument geübt werden muss, hält die KJF Erziehungsberaterin nicht förderlich für die Beziehung zwischen Eltern und Kindern und auch wenig für das Talent. 

Info: Bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag helfen die KJF Erziehungsberaterinnen und Erziehungsberater unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.

Zusätzlich können die Beraterinnen und Berater der KJF Beratungsstellen über die anonyme Online-Beratung der Caritas unter www.caritas.de/onlineberatung sowie die der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) unter https://bke-beratung.de kontaktiert werden.

Alle Standorte und Ansprechpartner der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung unter www.kjf-kinder-jugendhilfe.de/erziehungsberatung