Ein wichtiges Netzwerk in der schwäbischen Wirtschaft

Seit 15 Jahren engagiert sich das Regionale Eingliederungsmanagement in Schwaben für die berufliche Teilhabe behinderter Menschen
Johann Mayr bei einer Veranstaltung des Regionalen Eingliederungsmanagements Schwaben. Foto: KJF/Florian Benz
27. März 2019

Ein bis heute in ganz Bayern einmaliges Projekt ist das Regionale Eingliederungsmanagement – Netzwerk inklusive Arbeitswelt in Schwaben. Initiator und Unterstützer von Beginn an ist Johann Mayr, Leiter des Inklusionsamtes Schwaben. Er blickt auf die Anfänge zurück: „Das Regionale Eingliederungsmanagement, kurz rem, war ein Ergebnis der Projektarbeit im Rahmen des ‚Europäischen Jahres der Menschen mit Behinderung‘. 2004 vereinbarte das Integrationsamt mit der KJF Augsburg eine enge Zusammenarbeit zur Unterstützung der Eingliederung von Menschen mit Behinderung in den allgemeinen Arbeitsmarkt.“ Im Laufe der Jahre erwuchs aus diesem ein für Menschen mit Behinderung hilfreiches Netzwerk zwischen zahlreichen schwäbischen Betrieben, den Interessenvertretungen und den zuständigen öffentlichen Einrichtungen.

Seit 15 Jahren positive Rückmeldungen der Teilnehmer

Johann Mayr hatte damals erkannt, dass neben der Arbeit des Integrationsfachdienstes, der Menschen mit Behinderung in Arbeit vermittelt und diese im Arbeitsverhältnis unterstützen kann, und den Leistungen des Inklusionsamtes ein Angebot für Arbeitgeber fehlte. Gerade von den Teilnehmern der Betriebe, die sich nun seit 15 Jahren bei den von rem organisierten Veranstaltungen treffen, erhalten Mayr und das rem-Team immer wieder sehr positive und wertschätzende Rückmeldungen zu diesem besonderen und einzigartigen Netzwerk. Eine dieser begeisterten Teilnehmerinnen ist Martina Markmann, Senior Manager Feriendorf Hauswirtschaft bei der Legoland Deutschland Freizeitpark GmbH in Günzburg. „Die Infos aus den rem-Veranstaltungen konnten wir sehr gut für unsere tägliche Arbeit nutzen. So haben wir Erkenntnisse aus den Veranstaltungen, zum Beispiel für die Erstellung von Betriebsvereinbarungen einfließen lassen, und haben nützliche Tipps bei der Integration schwerbehinderter Bewerber umsetzen können“, so Martina Markmann, die auch als Mitglied im Betriebsrat und in der Schwerbehindertenvertretung tätig ist. „Die rem-Veranstaltungen sind für uns wichtig, um Infos über aktuelle Themen zu erhalten und Netzwerke aufzubauen.“

Jährlich 500 Teilnehmer aus 150 schwäbischen Betrieben

Inzwischen sind es jährlich 12 Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern aus mindestens 150 unterschiedlichen schwäbischen Betrieben. Es gibt sowohl Veranstaltungen für Personalverantwortliche als auch für Schwerbehinderten-Vertrauensleute sowie ganz neu auch eigene Treffen für mittlere Führungskräfte und die Inklusionsbeauftragten. Die Teilnehmer aus den Betrieben können sich auf den Veranstaltungen austauschen und auch bei den rem-Mitarbeitern Beratung und Informationen bekommen. Themen sind zum Beispiel Leistungen für beeinträchtigte Mitarbeiter, das Betriebliche Eingliederungsmanagement, Präventionsstrategien im Unternehmen, Arbeit und psychische Gesundheit oder Sucht. Dreimal jährlich erscheint der rem-Newsletter, der inzwischen an mehr als 800 Empfänger in ganz Schwaben geht und über aktuelle Themen und Veranstaltungen informiert.

Ziel: Die berufliche Teilhabe behinderter Menschen im Arbeitsleben fördern

„Die Ziele von rem sind zum einen, die berufliche Teilhaben von Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern“, so Johann Mayer, „sowie zum anderen, die Unternehmen bei der Durchführung einer nachhaltigen (Wieder-) Eingliederung von Mitarbeitern mit gesundheitlichen Einschränkungen zu unterstützen.“ rem-Mitarbeiterin Annett Loeprecht ergänzt: „Außerdem möchten wir ein positives Bewusstsein zum Thema Beschäftigung von Menschen mit Behinderung schaffen, indem wir die Betriebe sehr konkret beraten und unterstützen.“ Und ihr Kollege Florian Benz berichtet: „Durch Fachbeiträge auf unseren Veranstaltungen und durch den konkreten Austausch können wir Arbeitgeber zur Schaffung beziehungsweise zur Erhaltung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung beraten und motivieren. Wir sehen uns sozusagen als Lobbyist für Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben.“ Und diese Lobbyarbeit geschieht darüber, Netzwerke in Schwaben zu knüpfen – zwischen Personalverantwortlichen, Vertrauensleuten für Schwerbehinderte, Institutionen wie Krankenkasse, Deutscher Rentenversicherung, Arbeitsagentur und Integrationsfachdiensten. "Die positiven Wirkungen unseres Engagements sind zwischenzeitlich deutlich sichtbar. Wir konnten im Laufe der Jahre bei vielen Arbeitgebern hartnäckige Vorurteile gegen die Beschäftigung behinderter Menschen abbauen. Behinderte Bewerber stoßen daher zwischenzeitlich bei vielen Personalentscheidern auf mehr Offenheit. Nur so lässt sich Inklusion im Arbeitsleben für behinderte Menschen verwirklichen", so Mayr.

Die Digitalisierung eröffnet behinderten Menschen interessante neue Möglichkeiten

Die nächste Herausforderung steht allerdings laut Johann Mayr schon vor der Tür: „Stichwort Industrie 4.0. Im Zuge der rasanten Veränderungen im Arbeitsleben werden zahlreiche, traditionell von behinderten Menschen besetzte Arbeitsplätze – man denke nur an die Telefonistenarbeitsplätze blinder Menschen – wegfallen. Die Digitalisierung eröffnet behinderten Menschen aber zugleich auch interessante neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Hierfür zu werben, sehen wir in den nächsten Jahren als zentrale Herausforderung.“ (kr)

 

Info: Mehr über die Arbeit von rem – Netzwerk inklusive Arbeitswelt Schwaben sowie alle aktuellen Termine und Veranstaltungen unter www.rem-schwaben.de