25 Jahre Recht auf gewaltfreie Erziehung

Wie die KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen Familien dabei helfen, Gewalt zu beenden
Symbolbild: Damit aus dem Kinderrecht auf gewaltfreie Erziehung auch Realität wird, stärkt die KJF Augsburg Familien mit Angeboten wie der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung. Foto: Adobe Stock
19. November 2025

Fast jede und jeder Dritte hält auch im Jahr 2025 einen Klaps auf den Hintern für eine angemessene Strafe. Das zeigt eine aktuelle, repräsentative Befragung der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm (UKU) in Kooperation mit UNICEF Deutschland*. Dabei gilt seit November 2000: Kinder haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung – verankert im Bürgerlichen Gesetzbuch BGB (§ 1631, Abs. 2). Damit aus dem Recht auch Realität wird, stärkt die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) Familien mit Angeboten wie der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung.

„Wir möchten das 25-jährige Jubiläum nutzen und auf die Relevanz des grundlegenden Kinderrechts gegen Gewalt in der Erziehung aufmerksam machen“, so Daniel Kiesel, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Vorstand Soziales der KJF Augsburg. „Die KJF Augsburg und ihre Einrichtungen und Dienste setzen sich stark für Kinderrechte ein. Dies geschieht sowohl in der täglichen Arbeit mit Kindern, als auch durch die Stärkung von Familien. So erhalten Familien beispielsweise in den KJF Erziehungsberatungsstellen Hilfe, um aus Gewalt und negativen Erziehungsmustern herauszukommen.“

Wenn Eltern an ihre Grenzen kommen
Die Erfahrung der KJF Erziehungsberatungsstellen zeigt: Die meisten Eltern möchten ihre Kinder gewaltfrei und wertschätzend erziehen. Doch im Alltag läuft es mitunter anders als Eltern es sich vorgenommen haben – vor allem, wenn sie unter Stress und Druck stehen. Verschiedene, individuelle Faktoren können zusammenspielen: So übernehmen Eltern, die als Kinder negative Erziehungsmuster erfahren haben, diese oft unbewusst, besonders in Situationen der Überforderung. Vielen Eltern fehlt außerdem das Wissen, wie sie Konfliktsituationen anders lösen können. In der KJF Erziehungsberatung erhalten Eltern Unterstützung und Begleitung auf dem Weg aus der Gewalt.

Was Eltern in Akutsituationen tun können
Die KJF Erziehungsberaterinnen und -berater raten: Eltern müssen Situationen bewusst und aktiv unterbrechen, bevor sie sich in Gewalt steigern. Das ist nicht leicht, denn sie müssen dafür Automatismen stoppen und merken, dass sie gerade Rot sehen. Das erfordert Übung.

„Es hilft, wenn Eltern sich bewusst machen, dass nicht jede Konfliktsituation mit Kindern sofort gelöst und geklärt werden muss“, sagt Michael Leicht von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kempten-Oberallgäu der KJF Soziale Angebote Allgäu. Oft ist die reflexartige Reaktion eskalierend. Nach einer Pause kann dagegen die Vernunft wieder mitarbeiten. Die Gefühle lassen sich zwar nicht stoppen, die Handlung aber schon. „Jeder Mutter und jedem Vater helfen andere Dinge in Akutsituationen, da auch die Gründe für die Wut und die Überforderung individuell sind“, betont der Erziehungsberater aus Kempten. „Eltern müssen sich fragen, was ihnen hilft. Wir unterstützen dabei, es herauszufinden. Gemeinsam gehen wir auch dem Auslöser auf den Grund, der zur Eskalation führt. Je frühzeitiger Eltern zu uns kommen, desto leichter können Muster aufgebrochen werden.“

In ruhigen Momenten sollten Eltern die Situationen, in denen negative Erziehungsmuster aufkommen, analysieren. Folgende Fragen können sie sich stellen:

  • Wann kommt es meist zu diesen Situationen?
  • Warum?
  • Was lässt sich an einer konkreten Situation ändern?
  • Wer kann unterstützen?

Unterstützung in Ihrer Nähe
An über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberaterinnen und -berater der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.

Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg
Im Regierungsbezirk Schwaben bietet die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) fast flächendeckend Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen an. Auch im angrenzenden Bezirk Oberbayern sind die Beraterinnen und Berater im Landkreis Weilheim-Schongau präsent. Aktuell sind die Fachberaterinnen und -berater der KJF Augsburg jährlich mit rund 18.000 Personen im direkten Beratungskontakt.
Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.

*Quelle: www.uniklinik-ulm.de/aktuelles/detailansicht/tag-der-gewaltfreien-erziehung-2025-akzeptanz-koerperlicher-bestrafung-auf-historischem-tiefpunkt.html