Neuer Eigentümer, gleiche Wertebasis

Kliniken St. Elisabeth stehen weiterhin für moderne Medizin mit menschlicher Zuwendung
Gruppenbild am Rande des Festakts: von links Dr. Bernhard Hoch, Monsignore Harald Heinrich, Staatsministerin Melanie Huml, Generaloberin Schwester Maria Goretti Böck und KJF-Direktor Markus Mayer. Foto: KJF/Thomas Bauch
21. September 2017

Es war ein Einschnitt: seit 177 Jahren hatte das Kloster der Elisabethinerinnen die Kliniken St. Elisabeth auf- und ausgebaut. Am 1. Juni haben sie dann schweren Herzens ihr Lebenswerk an die KJF Augsburg übergeben. "Mit der KJF haben wir einen kompetenten Nachfolger gefunden" sagte Generaloberin Schwester Maria Goretti Böck beim Festakt, mit dem dieser Einschnitt nun mit geladenen Gästen in festlichem Rahmen begangen wurde.

Dass die Neuburger Klinik nicht irgendeine ist und die Übergabe der Verantwortung von den Schwestern an die KJF keine Kleinigkeit war, zeigt alleine die Gäste- und Rednerliste der Veranstaltung. Bayerns Staatsministerin Melanie Huml als Festrednerin, der Augsburger Generalvikar Monsignore Harald Heinrich als Hauptzelebrant des Gottesdienstes, und zahlreiche Politiker und Kirchenvertreter der Region sowie Fachleute aus der Gesundheitsbranche waren gekommen. Es ging natürlich darum, den Übergang zur KJF als neuem Eigentümer mit Kirchenvertretern, Politikern und Partnern zu begehen, aber auch um die Begrüßung der KJF Augsburg als neuen Gesellschafter. Und schließlich werden auch viele neugierig gewesen sein: wer sind die neuen Eigentümer aus Augsburg, und was haben sie mit der Neuburger Klinik vor?

Der neue Eigentümer legt sich auf jeden Fall ins Zeug. „Als regionale Partner wünschen wir uns ein gutes Miteinander in der gemeinsamen Verantwortung für die Menschen in der Region“ sagte KJF-Direktor Markus Mayer in Richtung der regionalen Politiker, aber natürlich auch an niedergelassene Ärzte und die Mitarbeiter der Klinik. Er bat um das Vertrauen für eine gute Zusammenarbeit zum Wohl der Patienten. Generalvikar Heinrich hatte zuvor im Gottesdienst hervorgehoben, dass gewisse Werte niemals aufgegeben werden dürfen. „Das ist die Kernkompetenz der Christen: für Kranke, Fremde, Gefangene dazu sein.“

Staatsministerin Melanie Huml lobte in ihrer Rede, dass in kirchlichen Krankenhäusern neben der modernen Hochleistungsmedizin auch die menschliche Zuwendung gelebt wird. „Konfessionelle Träger leisten einen großen und wichtigen Beitrag zu einer Medizin auf höchstem Niveau in Bayern“, so Huml. Sie zeigte sich überzeugt, dass in diesem Sinne die KJF die Klinik gut weiterführt. „Es gibt hier weiterhin eine gute Versorgung für die Menschen“, so die Ministerin. Sie versicherte für ihr Ministerium und den Freistaat: „Wir stehen gerne an Ihrer Seite.“

Kann man Kliniken christlich modernisieren? Diese Frage diskutierte eine Podiumsrunde. Neuburgs Oberbürgermeister Dr. Bernhard Gmehling sagte, christlich sein heiße für ihn, dass man nach dem Evangelium lebe, ohne die notwendige Wirtschaftlichkeit auszublenden. Dr. Bernhard Hoch, als Medizinischer Direktor verantwortlich für alle Kliniken der KJF und damit rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ging sogar etwas weiter und hob hervor, dass menschliche Zuwendung und wirtschaftliche Ergebnisse kein Widerspruch seien. „Eigentlich dürfen wir stolz sein, dass wir als christliche Häuser diesen Spagat hinkriegen.“ Bezirkstagspräsident Josef Mederer, der ja als Chef des Bezirks Oberbayern eigene Kliniken verantwortet und sich daher in der Materie bestens auskennt, zeigte sich zufrieden, dass die Kliniken St. Elisabeth von einem verlässlichen Partner weitergeführt werden. „Wir werden gemeinsam auf Augenhöhe die Dinge angehen“, so Mederer.

Auch Schwester Irmgard Stallhofer, Generaloberin der Schwesternschaft des Dritten Ordens und gleichzeitig Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbands in Bayern e.V., kennt sich gut damit aus, wie man eine Klinik unter christlichen Gesichtspunkten führt. „Geld verdienen ist nicht unchristlich“, so die Ordensfrau. „Aber bei uns steht die Rendite nicht im Vordergrund. Wir verdienen Geld, um die Patienten zu versorgen und versorgen nicht die Patienten, um Geld zu verdienen.“

Einig waren sich die Podiumsteilnehmer, dass die zahlreichen Vorschriften der Dokumentation eine große Bürde für die Krankenhäuser sind. Ob der Gesetzgeber da übertrieben hat, wie OB Gmehling meinte, oder ob man dem durch mehr Digitalisierung dennoch beikommen und mehr Zeit für Arbeit am Patienten gewinnen könne, wie Dr. Hoch ausführte – da gab es einen lebendigen Austausch, der letztlich im Unentschieden endete.

Die KJF vereint nun alle katholischen Krankenhäuser im Bistum Augsburg unter einem organisatorischen Dach - ein Verbund, von dem Patienten wie Mitarbeiter profitieren. Dieser Verbund ist jetzt am Entstehen, erste Vorhaben werden konkret. Da es mit der Versorgung zu früh oder krank geborener Babys ein gemeinsames Spezialgebiet gibt, werden sich die beiden KJF-Kliniken zu einem sogenannten Perinatalzentrum zusammenschließen. Klar ist auch, dass sich für die Ausbildung angehender Pflegekräfte in Neuburg und Augsburg eine engere Zusammenarbeit anbietet. Weitere Vorhaben sind noch nicht entschieden und werden in nächster Zeit Stück für Stück konkrete Formen annehmen.