Ausbildung ist die beste Investition

Flüchtlinge sollen begonnene Ausbildungen fortsetzen
Bei der KJF bekommen junge Flüchtlinge eine Berufsausbildung und werden damit hervorragend in die Gesellschaft integriert.
Junge Flüchtlinge zeigen sich bei der KJF als sehr motiviert und engagiert in der Berufsausbildung. Foto: KJF/Winfried Karg
2. November 2016

Augsburg (kjf) Junge Flüchtlinge, die bei uns eine Berufsausbildung begonnen haben und vielversprechende Fortschritte machen, dürfen nicht grundlos abgeschoben werden. Das ist die Überzeugung der KJF Augsburg, die sich klar an die Seite der Flüchtlinge stellt. „Wir halten die derzeitige Abschiebepraxis für einen Fehler“, so Michael Breitsameter, bei der KJF als Abteilungsleiter für Berufliche Bildung und Integration tätig. „Es ist für niemanden hilfreich, wenn wir als Gesellschaft zuerst in Sprachkurse und Ausbildung investieren, und dann aber auf halbem Weg abbrechen.“

Die KJF hat auch von der heimischen Wirtschaft viele Äußerungen erhalten, die sich dagegen wenden, dass etliche Flüchtlinge jetzt abgeschoben werden sollen. „Die allermeisten der jungen Flüchtlinge sind motiviert und engagiert dabei. Sie lernen unsere Sprache und unsere Kultur kennen und wollen sich einbringen. Jetzt die Ausbildung abzubrechen und sie abzuschieben, wäre völlig falsch.“ Die KJF fordert, dass die im Integrationsgesetz seit Juli geltende Regelung „drei puls zwei“ weiterhin gelte. Denn darauf hätten sich nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die Betriebe verlassen. Dort war festgeschrieben worden, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Berufsausbildung beginnen, für diese Zeit und für weitere zwei Jahre Aufenthaltsrecht bekommen. Diese Regelung wird derzeit von den Behörden in Bayern umgangen.

Breitsameter weist auch auf die demotivierende Wirkung hin, die das Vorgehen haben werde; andere Flüchtlinge zur Integration zu bewegen, werde dann viel schwerer. Wenn man dagegen nach fünf Jahren Ausbildung und Berufstätigkeit zur Überzeugung komme, dass jemand nicht bleiben könne, nehme dieser die Ausbildung und auch das hier entstandene Netzwerk an Beziehungen zumindest in die Heimat mit. „Das wäre eine hervorragende Form von Entwicklungshilfe, so dass es in den Heimatländern langfristig weniger Fluchtgründe gibt“, so Breitsameter.

Mit dem Engagement für junge Flüchtlinge führt die KJF ihre mehr als 100jährige Tradition fort, sich für Kinder, Jugendliche und Familien in Not einzusetzen. Aufbauend auf dem Prinzip der christlichen Nächstenliebe kümmert sich die KJF Tag für Tag darum, dass Menschen gut in die Gesellschaft integriert werden. Dabei setzt das Sozialunternehmen auf professionelle, kompetente Hilfe, um aus schwierigen Lebenslagen heraus Perspektiven für die Zukunft und Mut zum Leben zu machen. Dazu gehört eine gute Betreuung genauso wie die berufliche Qualifizierung und – wenn nötig – eine medizinische und therapeutische Behandlung. „Unserer Überzeugung nach soll jeder Mensch die Unterstützung bekommen, die er braucht, um ein selbständiges Leben zu führen“, so Breitsameter.


Zahlen. Daten. Fakten.
Die KJF hat derzeit 36 junge Flüchtlinge in Ausbildung. Die ersten von ihnen sind bereits im dritten Lehrjahr und haben die Zwischenprüfung erfolgreich abgelegt. Darüber hinaus betreut die KJF 250 Flüchtlinge im Rahmen von Angeboten zur Berufsorientierung und –vorbereitung.
Weitere knapp 200 Flüchtlinge sind in schulischer Bildung bei der KJF. Darüber hinaus sind rund 50 Flüchtlinge Teilnehmer an Kursen für Erwachsene zur Hinführung zum Arbeitsleben, etliche von ihnen absolvieren Praktika in Betrieben der Region.
Zudem leben rund 170 junge Flüchtlinge in Wohngruppen der KJF.