Allergien bei Kindern und Jugendlichen

Prof. Dr. Josef Rosenecker, Chefarzt der KJF Rehaklinik Santa Maria, über den aktuellen Forschungsstand zum Allergierisiko bei Kindern
Allergien bei Kindern
Einen Allergietest wie hier im Bild müssen immer mehr Kinder machen. Allergien gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Jugenlichen. Zum Starten des Videos das Foto anklicken. Foto: KJF/Carolin Jacklin
11. Juni 2019

Mehr als eine Million Kinder in Deutschland sind von Heuschnupfen betroffen, eine halbe Million von Asthma, neunhunderttausend von Neurodermitis. Somit leidet mehr als jedes sechste Kind allein an einer dieser drei Erkrankungen. Andere allergische Erkrankungen, wie etwa das allergische Kontaktekzem, noch nicht mitgezählt. Allergische Erkrankungen gehören damit zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Kindern und Jugendlichen mit teilweise erheblichen Einschränkungen auf den Alltag der Kinder und deren Familien, so die Zahlen und Ergebnisse der KiGGS Studie des Robert Koch Instituts.

„Die Neigung, eine Allergie zu entwickeln, hängt auch davon ab, ob man entsprechendes genetisches Material vererbt bekommen hat“, erklärt Prof. Dr. Josef Rosenecker, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderpneumologie sowie Chefarzt der Alpenklinik Santa Maria in Oberjoch, einer von drei Rehakliniken für Kinder und Jugendliche der KJF Augsburg. „Haben bereits die Eltern und Geschwister Allergien, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ein weiteres Kind auch eine Allergie hat. Gibt es in der Familie dagegen keine allergischen Erkrankungen ist die Wahrscheinlichkeit geringer.“ Eines ist aber inzwischen wissenschaftlich widerlegt: „Man dachte lange Zeit es gäbe ein Allergie-Gen, das ist aber nicht so. Wir konnten eine Vielzahl von Genen nachweisen, die beteiligt sind an der Allergie-Entstehung, aber es gibt nicht das eine Allergie-Gen schlechthin“, so Prof. Dr. Josef Rosenecker.

Bauernhof-Kinder bekommen viel seltener Allergien

Neben der genetischen Veranlagung spielt auch das Umfeld, in dem die Kinder aufwachsen, eine wichtige Rolle. „Meine Kollegin, die Kinderärztin Erika von Mutius, hat in ihren Studien bewiesen: Kinder die auf dem Bauernhof aufwachsen, entwickeln sehr viel seltener allergische Reaktionen als Kinder, die zwar auch auf dem Land aufwachsen, aber keinen Kontakt zum Stall oder zu Tieren haben. Dieses Bauernhof-Milieu scheint einen schützenden Effekt zu haben, was die Entstehung von Allergien angeht. Und ein ganz besonderer Schutz scheint der Genuss von nicht pasteurisierter Milch, also Roh-Milch, zu  sein.“

In Bezug auf Nahrungsmittelallergien habe laut Prof. Dr. Rosenecker die Fachwelt in den vergangenen Jahren gelernt, dass das frühe Füttern von Nahrungsmitteln die Kinder davor schützt, Allergien zu entwickeln. Und was die sogenannten Aero-Allergene angeht, also die Stoffe, die über die Luft mit dem Menschen in Kontakt kommen, sagt der Mediziner: „Ein gesundes Aufwachsen hat einen positiven Einfluss darauf, dass es nicht zu einer Allergieentwicklung kommt. Unter gesundem Aufwachsen ist gemeint, möglichst viel an der frischen Luft zu sein. Wir wissen, dass unsere Kinder heutzutage sehr viel mehr indoor sind, wie wir neudeutsch sagen, und das bedeutet letztlich eine höhere Kontaktrate mit potenziellen Allergenen.“ In geschlossenen und vor allem auch beheizten Räumen seien die Kinder, so Prof. Dr. Rosenecker, zum Beispiel wesentlich höheren Konzentrationen von Hausstaubmilben ausgesetzt.

"Zigarettenrauch ist eine Katastrophe in Bezug auf die Gesundheit der Kinder"

Ein ganz wichtiger weiterer Faktor ist passives Rauchen. „Zigarettenrauch ist eine Katastrophe in Bezug auf die Gesundheit der Kinder. Von der KiGGS-Studie wissen wir, dass eine unheimlich hohe Zahl der Kinder im häuslichen Umfeld einer Zigarettenrauchbelastung ausgesetzt ist, nämlich 54 Prozent“, erklärt der Chefarzt. Für diese Kinder stellt der Zigarettenrauch eine erhebliche gesundheitliche Belastung und ein Risiko nicht nur in Hinblick auf ein erhöhtes Allergie-Risiko dar. Kinder reagieren besonders empfindlich auf die Giftstoffe im Tabakrauch. Ihr Körper befindet sich noch in der Entwicklung und ihre Organe, zum Beispiel die Lunge, können schwer geschädigt werden. Kinder haben eine höhere Atemfrequenz und ihr Körper ist noch nicht genügend ausgereift, um Giftstoffe abzubauen; infolgedessen nehmen sie beim Passivrauchen die Schadstoffe des Tabakqualms in deutlich höherer Konzentration auf als Erwachsene. Eltern tun der Gesundheit ihrer Kinder und ihrer eigenen also einen großen Gefallen, wenn sie aufs Rauchen verzichten. (kr)

 

Hilfe für Allergiker in den KJF Rehakliniken

Die KJF Augsburg betreibt drei KJF Rehakliniken an Orten mit besonders hoher Luftqualität. Hier lassen sich insbesondere Allergien und Atemwegserkrankungen besser behandeln. Die Standorte Murnau, Oberjoch und Scheidegg zeichnen sich außerdem durch ihre ruhige, naturnahe Lage aus. Jede Klinik ist spezialisiert auf bestimmte Krankheitsbilder und zusammen werden nahezu alle Indikationen im Bereich Kinderreha abgedeckt. Jeder Patient erhält seinen persönlichen Therapieplan und auch die Eltern werden in die Behandlung mit einbezogen – durch Beratung oder konkrete Hilfestellungen für den Familienalltag.

Mehr Infos unter www.kjf-rehakliniken.de

 

Dieser Erziehungstipp stammt aus der TV-Sendung "Familie & Co":

 

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