Beratung für traumatisierte Flüchtlinge

Neues Angebot der Traumaberatung in Günzburg und Neu-Ulm geplant
KJF-Mitarbeiterin Carolin Faßnacht betreut in einer Wohngruppe junge Flüchtlinge.
KJF-Mitarbeiterin Carolin Faßnacht betreut in einer Wohngruppe junge Flüchtlinge.
4. November 2016

Viele Flüchtlinge kommen mit traumatisierenden Erfahrungen nach Deutschland. Die KJF Augsburg nimmt sich diesen Menschen auf unterschiedliche Weise an. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Doch ein Großteil der Geflüchteten kommt als Familie. Der EJV Donau-Iller baut jetzt ein spezialisiertes Angebot der Traumaberatung für Familien auf, das von der Aktion Mensch gefördert wird.

Im Interview dazu: Maria Johanna Fath, Diplom-Theologin, systemische Familientherapeutin, Traumatherapeutin und Supervisorin. Als Dozentin ist sie mit verantwortlich für die KJF-interne Weiterbildung in Traumapädagogik für Mitarbeiter in der pädagogischen Arbeit. Außerdem leitet sie das Traumahilfe Netzwerk Augsburg und Schwaben.

 

Warum macht die geplante Beratungsstelle für traumatisierte Familien Sinn?
Maria Johanna Fath: Kinder sind sehr abhängig davon, ob es den Eltern gut geht. Daher macht es viel Sinn, die Eltern durch eine solche neue Beratung zu stärken, damit sie lernen mit den Traumatisierungen besser zu leben. Denn nur dann haben wir auch stabilere Kinder. Nicht alle Familien mit Fluchterfahrungen brauchen professionelle Hilfe. Aber je schneller man denen helfen kann, die Hilfe brauchen, desto besser können sie ihre Erinnerungen, Bilder, ihre Sehnsucht nach Familienangehörigen bewältigen. Bei vielen Familien gilt es, Trauerarbeit zu leisten, weil sie ein Kind oder Familienangehörige verloren haben.

 

Was ist schwierig an der Situation, in der die Familien stecken?
Die Menschen haben in ihrer alten Heimat ums Überleben gekämpft, sie haben auf der Flucht ums Überleben gekämpft und müssen nun hier um ein gesichertes Bleiberecht bangen. Äußere Sicherheit zu haben, ist aber wichtig, um wieder eine innere Sicherheit zu bekommen. Eine Traumaberatung kann da helfen, sich sicher zu fühlen, auch wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen für ein dauerhaftes Bleiberecht hier noch nicht gegeben sind. Außerdem wird den Betroffenen erklärt, dass zum Beispiel Schlafprobleme und Kopfschmerzen normale Symptome auf ein unnormales Ereignis sind. Diese Zusammenhänge zu verstehen, hilft bereits und entlastet.

 

Was kann konkret helfen?
Traumatisierungen entstehen durch Situationen, die von außen kommen, denen man ausgeliefert ist. Darum sind für den Heilungsprozess Selbstwirksamkeit, Stabilität und Sicherheit wichtig. Arbeiten zu können, ist darum ein ganz wichtiger Punkt. Wichtig sind außerdem – gerade für die Arbeit mit Familien – Methoden, die ohne oder mit wenig Sprache auskommen. Zum Beispiel Kunst, Musik, Bewegung und erlebnispädagogische Angebote. In unserer Arbeit haben wir das Bild einer Waage. Wenn jemand Schweres erlebt hat, wiegen diese Dinge schwer auf der einen Seite der Waage. Um wieder Freude empfinden zu können, ist es wichtig, die andere Schale mit positiven Gefühlen wie Freude oder Stolz aufzufüllen. Dann ist die Traumaheilung bereits angekurbelt. Und dafür gibt es innerhalb der KJF umfassende Angebote.

 

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