Mit Herz und Kompetenz ins Leben begleiten

Am 17. November ist der Tag der Frühgeborenen
Frühgeborenes Baby wird im Inkubator (Brutkasten) versorgt.
Viele Frühgeborene und ihre Familien brauchen auch nach der Zeit im Krankenhaus eine gute und intensive Unterstützung. Foto: KJF/Carolin Jacklin
10. November 2016

Augsburg (kjf) Mit wachem Blick und voller Vertrauen, blinzelt die kleine Luisa* in die Welt - und das, obwohl sie mit einem Geburtsgewicht von knapp über 1.000 Gramm elf Wochen zu früh in der KJF Fachklinik Josefinum geboren wurde. Die viel zu frühe Geburt war auch für Luisas Eltern ein Schock. Das Leben des eigenen Kindes hängt von medizinischen Geräten und Medikamenten ab: Monitore überwachen die Vitalfunktionen der kleinen Patientin, die bei ihrer Geburt keine 39 Zentimeter misst, über eine Sonde in der Nase erhält sie die kostbare Muttermilch.

Wie Luisa ergeht es in Deutschland jährlich 60.000 Kindern. Aktuell ist jedes 10. Neugeborene in Deutschland ein Frühchen. Damit sind Frühgeborene die größte Kinderpatientengruppe Deutschlands. Zwar haben sich die Überlebenschancen dieser Kinder in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert, doch längst nicht alle überstehen den Start ins Leben so problemlos wie Luisa. Vor allem hoch-risikogeborenen Kinder, die mehr als zehn Wochen zu früh und mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1.250 Gramm das Licht der Welt erblicken, haben häufig hohen medizinischen Bedarf. Für die Eltern bedeutet die zu frühe Geburt einen wochen-, wenn nicht monatelangen Aufenthalt auf der Intensivstation einer spezialisierten Klinik wie dem Josefinum. Eine emotional sehr belastende Zeit, die geprägt ist von der Sorge um das Überleben und die Zukunft des Kindes. Entwickelt sich das Neugeborene gut, steht ungefähr um den errechneten Geburtstermin, die lang ersehnte Entlassung aus der Klinik an. Die Freude darüber ist in der Regel groß, doch häufig kommen auch Gefühle wie Angst und Verunsicherung hinzu. Wie wird es zuhause sein? Wird das Kind gut trinken? Wird es entsprechend zunehmen? Was tun beim ersten Infekt? Wie geht seine Entwicklung weiter, bedarf es spezieller Förderung? Fragen, die die Eltern von Frühchen sehr bewegen.

Um die frischgebackene Familie zu stärken und sie in dieser kritischen Übergangsphase begleiten zu können, entstand im Oktober 2012 am Josefinum die Harl.e.kin-Nachsorge. Seit dieser Zeit unterstützte das Kooperationsprojekt der Interdisziplinären Frühförderstelle des Josefinum in Augsburg, des Krankenhauses für Kinder und Jugendliche am Josefinum und der KJF 138 Kinder und deren Familien in dieser sensiblen und manchmal auch überfordernden Lebenssituation. Die Begleitung durch die Harl.e.kin-Nachsorge beginnt kurz vor der Entlassung des Kindes und endet, wenn die Eltern beziehungsweise die Familie sich kompetent und sicher in der Versorgung des früh- oder risikogeborenen Kindes fühlen. Der erste Kontakt erfolgt in der Regel durch eine Mitarbeiterin der Frühförderung und einer, den Eltern meist vertrauten, Kinderkrankenschwester auf der Säuglingsstation und führt über dieses Gespräch zur Vereinbarung des ersten Hausbesuchs. Durch die doppelte Fachkompetenz des Personals sind sowohl medizinisches als auch pädagogisches Fachwissen für die Eltern abrufbar - das ist das Alleinstellungsmerkmal und die größte Chance von Harl.e.kin. Inhaltlich zentrale Schwerpunkte der Harl.e.kin-Nachsorge sind Anleitung und Beratung bezüglich Pflege, Schlaf- und Trinkverhalten, sowie die Entwicklung des Kindes, aber auch Themen der Eltern-Kind-Interaktion. Finanziert wird das Harl.e.kin-Angebot über das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, durch Spenden sowie die Eigenleistungen der Kooperationspartner. Damit kann diese Form der Nachsorge für die betroffenen Eltern kostenlos angeboten werden.

 

Spendenkonto: IBAN DE10 7205 0000 0000 2078 78, BIC: AUGSDE77

* Name geändert