Der technische Fortschritt in der Kardiologie

Chefarzt Dr. Harald Franck beleuchtete in der "Vortragsreihe für Jedermann" ausgewählte Innovationen in der Herzmedizin
Chefarzt Dr. Harald Franck erläuterte in verständlicher Sprache das komplexe Gebiet rund um das Herz. Foto: KJF/Ulli Hamm
22. August 2018

Großes Interesse trotz Ferienzeit: Am Abend vor Mariä Himmelfahrt hatte sich der Vortragssaal der Kliniken in Erwartung der Fortsetzung von „Medizin im Dialog“ gut gefüllt. Mit Chefarzt Dr. Harald Franck konnte Roswitha Haß, die stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises an den Kliniken St. Elisabeth, einen Experten auf dem Gebiet der Herzmedizin begrüßen.
Als Facharzt für Innere Medizin und für Kardiologie vereint Dr. Harald Franck, der den Schwerpunkt „Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin“ der Inneren Medizin an den Kliniken St. Elisabeth leitet, vielfältigste Qualifikationen: Neben der Zusatzbezeichnung Interventionelle Kardiologie und Internistische Intensivmedizin verfügt er über die „Zertifizierung für Interventionelle Elektrophysiologie und Herzrhythmusimplantate“ der Europäischen Herzrhythmusgesellschaft (EHRA) und ist „Fellow of the European Society of Cardiology“ (FESC).

Herzmedizin in den Kliniken St. Elisabeth

In den letzten Jahrzehnten haben sich Wissen und Behandlungsmöglichkeiten in der Inneren Medizin vervielfacht. „In unserer Klinik für Innere Medizin wollen wir für alle Altersstufen eine hoch spezialisierte und individuelle Behandlung anbieten. Ein großes Anliegen ist mir eine moderne, wissenschaftsbasierte, aber auch individualisierte Medizin. Dabei kann ich sowohl hinsichtlich nichtinvasiver als auch invasiver Maßnahmen das gesamte Spektrum der Kardiologie abdecken“, erläutert Chefarzt Dr. Harald Franck. „In meinen Händen liegt die Leitung des Herzkatheterlabors und der Internistischen Intensivstation. Ein weiteres Spezialgebiet ist die Elektrophysiologie, die sich mit Diagnosestellung und Behandlung von Herzrhythmusstörungen beschäftigt.“ Im Rahmen der Behandlung von Patienten mit Herzerkrankungen gehören auch die Implantation von Herzschrittmachern, Defibrillatoren und Ereignisrecordern und ihre Nachsorge zum breiten Spektrum seines Schwerpunktbereichs „Kardiologie“ an den Kliniken St. Elisabeth.

Wenn das Herz aus dem Takt gerät

Besonders beeindruckend nimmt sich der medizinische Fortschritt im Bereich der Herzrhythmus-Störungen aus. Ausgehend vom Sinusrhythmus, den Chefarzt Dr. Franck zu Beginn seines Vortrags als regelrechte Kontraktion des Herzens erklärte, widmete er sich den beiden grundsätzlichen Störungen des Herzrhythmus – dem zu langsamen Herzschlag (Bradykardie) und dem zu schnellen Herzschlag (Tachykardie).

Bradykardie

Um einen zu langsamen Herzschlag zu beeinflussen, stehen neben der Gabe von Adrenalin elektrotherapeutische Stromimpulse zur Verfügung. Richtungsweisend für den technischen Fortschritt auf diesem Gebieten war die Arbeit des US-amerikanischen Kardiologen Dr. Paul Zoll, der 1952 den Herzschrittmacher erfand. Die „Pacemaker“, die heute als Implantat verwandt werden, sind nach ihrem Einsetzen von außen gar nicht zu sehen. Neben der Schlagüberwachung und der Impulsabgabe passt sich dieses Gerät auch den Bedürfnissen des Körpers über einen Sensor an, der die körperliche Belastung kontinuierlich überprüft. Das Abspeichern der Ereignisse und die Fähigkeit, zum Beispiel den Status der Batterie im Gerät selbständig zu testen, machen die heutige Generation der Herzschrittmacher zu einem ebenso flexiblen wie zuverlässigen Hilfsmittel.

Tachykardie

Da manche unbehandelte Tachykardien zum lebensbedrohlichen Kammerflimmern führen können, ist eine sofortige Behandlung dieser Herzrhythmusstörungen geboten. Schlägt das Herz zu schnell, kommen neben der Medikamentengabe auch die Verödung überzähliger oder krankhafter Leitungsbahnen und Erregungsherde am Herzen oder das Implantieren eines Defibrillators als therapeutische Intervention in Betracht. Zusätzlich zu den Möglichkeiten der Überwachung und Behandlung, die ein Herzschrittmacher bietet, gibt der Defibrillator einen gezielten "Elektroschock" ab: ein sehr starker Stromschlag, mit dem eine Tachykardie beendet werden kann. Außerdem kann oft auch eine Folge von schnellen elektrischen Impulsen, eine sogenannte Überstimulation, schonender als der Schock den normalen Herzrhythmus wiederherstellen.

Eventrecorder

Im Falle wiederholter ungeklärter Bewusstlosigkeit leistet ein Eventrecorder wertvolle Dienste bei der Ursachensuche. Er kann einen zu langsamen oder zu schnellen Herzschlag aufzeichnen und dies, einmal aufgedeckt, kann einer spezifischen Behandlung zugeführt werden, um weitere Bewusstlosigkeiten zu vermeiden. Außerdem dient er zum Nachweis von unbemerktem Vorhofflimmern. Diese krankhafte Unregelmäßigkeit des Herzrhythmus kann unbehandelt zum Schlaganfall führen. Der Eventrecorder ist in der Lage, über einen Zeitraum bis zu drei Jahren eine kontinuierliche Überwachung des Herzrhythmus zu leisten. Auch wenn sich die neuen elektrischen Geräte, die in der Herzmedizin zum Einsatz kommen, selbst testen, ist eine regelmäßige Kontrolle durch einen Kardiologen unerlässlich. Mittels eines Programmiergeräts kann Chefarzt Dr. Franck als Experte bei Bedarf zum Beispiel die Einstellungen am Gerät verändern, wenn es die körperlichen Belastungsbedingungen des Patienten erfordern.

Herzkatheterlabor

Seit Anfang 2018 verfügt die Innere Medizin über ein hochmodernes Herzkatheterlabor. Hier wendet Chefarzt Dr. Harald Franck mit seinem Team alle gängigen Verfahren der invasiven Kardiologie an. Neben den bereits erwähnten Optionen gehören auch die Ballondilatationen mit Stentimplantation, das Verschließen von Defekten an der Herzscheidewand und die Entnahme von Proben aus dem Herzmuskel zum Spektrum des Herzkatheterlabors an den Kliniken St. Elisabeth. Abschließend bestand für das Publikum, das mit zahlreichen Fragen die Diskussion mit dem Chefarzt vertiefte, noch die Möglichkeit einer exklusiven Führung durch das Herzkatheterlabor. Chefarzt Dr. Franck hatte diese Option zu Beginn des Vortrags angeboten. „Es ist mir bewusst, dass dabei neben meinen medizinischen Qualifikationen auch etwas anderes, ebenso Wesentliches zählt“, betonte Chefarzt Dr. Franck. „Ich nehme mir viel Zeit für meine Patienten. Bei aller Technik ist mir die persönliche Zuwendung zu jedem einzelnen Patienten sehr wichtig.“

Freundeskreis als feste Größe

Eine Institution wie die Neuburger Kliniken St. Elisabeth schätzt sich glücklich, Freunde zu haben, auf die man jederzeit zählen kann. Über 530 Mitglieder des Freundeskreises bekennen sich zwischenzeitlich zu dem Haus, das „Fürsorge und Kompetenz von Mensch zu Mensch“ für die Ottheinrichstadt und die umliegende Region bietet. Die „guten Verbindungen“ zwischen Klinik, Orden, Wirtschaft, Kommunalpolitikern und den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Neuburg zu einem Netzwerk auszubauen, dieses Ansinnen pflegt der engagierte Vorstand um den 1. Vorsitzenden Werner Hommel und seine Stellvertreterin Roswitha Haß seit Gründung des Freudeskreises im Jahre 2006.